Ostsee, Norwegen, Island: Viele Urlaubsbilder der Leser kommen diesmal aus nordischen Breiten. Mittendrin das Kontrastprogramm: die Hitze Indiens, gewaltige Tiere, Menschen in exotischen Trachten. Fotos eingesandt von Aisha Bermel. Die Golzowerin ist 18 Jahre alt und hat schon die Welt gesehen.
Der Faible für fremde Kulturen ist Aisha Bermel in die Wiege gelegt. Ihr inzwischen verstorbener Vater stammt aus einer Familie von Hugenotten, die aus Frankreich nach Dänemark geflüchtet ist. Ihre Mutter wiederum hat rumänische Wurzeln. Mit ihr ist Aisha Bermel von klein auf rund um den Globus gereist.
Arbeitsbedingt war Rahmana Dziubany stets viel unterwegs. Die Tanzlehrerin ist vor 13 Jahren nach Golzow gezogen. Sie betreibt dort ein Institut für Tanz und Friedenskünste sowie die Bildungswerkstatt Berlin-Brandenburg. Lang hat es sie nie an einem Ort gehalten, die Länder wechselten schnell. Schon als Kleinkind häufig mit dabei: ihre Tochter Aisha Bermel.
Geboren wurde sie vor 18 Jahren in Rheinland-Pfalz, unweit von Kaiserslautern. Fünf Jahre später dann der Umzug nach Golzow. Doch das Reisen ging weiter. Zunächst nach Frankreich, Schweden, Schottland, Teneriffa. "Es war schon manchmal krass, nach Hause zu kommen", erinnert sich Aisha Bermel, eine junge Frau mit rötlich-braunem Haar und besonnener Art - besonders von den weiteren Trips. "Gerade in Indien ist der Kontrast besonders groß." Das sei wie zwei verschiedene Welten.
Im vergangenen Winter ist sie dort gewesen, um Weihnachten herum. Bangalore. Mutter und Tochter waren scheinbar die einzigen Weißen in der Stadt. Sie hätten sich wie Fremdkörper gefühlt. Auf dem Land dann eine ungeheure Gastfreundschaft: "Die Menschen dort haben so wenig und freuen sich dermaßen, wenn jemand kommt."
Im Hotel haben die beiden auf ihren Reisen selten übernachtet. "Meine Mutter hat ein richtiges Netzwerk an Freunden", sagt Aisha Bermel. Überall auf der Welt. "Da kriegt man richtig was mit."
Doch so schön die Bilder auch geworden sind, die die Golzowerin aus Indien mitgebracht hat: Die Eindrücke waren durchaus zwiespältig. Die Armut sei erschreckend gewesen, besonders in den Städten. Da hätten Lepra-Kranke auf dem Bordstein gelegen und das Leben drum herum sei weitergegangen. Aus den Medien habe sie das schon gekannt. "Doch es ist noch was anderes, wenn man es selbst sieht."
Davor: Australien. Zwei Monate mitten im Urwald. Mit Besuchen von Aborigines, gemeinsamem Singen am Feuer und einem großen Leguan als Haustier. "Wir haben auf einer Farm gewohnt und dort auch gearbeitet", erzählt Aisha Bermel. "Das war schon sehr anders."
Im heimischen Golzow lässt das Fernweh jedes Mal nicht lange auf sich warten: "Nach ein paar Wochen zieht es einen schon wieder woanders hin", sagt sie. Wenn sie dann auf Reisen geht, ist die Kamera immer mit dabei. Das Fotografieren liegt ihr, sie hat damit sogar schon einen Preis gewonnen. Jetzt versucht sie es bei der MOZ mit ihren Urlaubseindrücken.
Zu Hause fotografiert sie wenig. Mal auf Hochzeiten und auf Jugendweihen, aber nur für Freunde. Sie kann sich dennoch vorstellen, das Hobby einmal professionell zu betreiben. "Ich habe oft überlegt, ob Fotografie nicht was als Beruf wäre", erklärt die Abiturientin. Die Schulzeit am Gymnasium Finow liegt hinter ihr und die Weichen Richtung Studium sind gestellt. Dieser Tage verlässt sie Golzow und zieht um nach Leipzig. Im Herbst geht das Studium los: Ethnologie, Schwerpunkt Naher und Mittlerer Osten. "Das hat mich einfach interessiert", sagt sie.
Ob sie irgendwann ganz aus Deutschland wegzieht? Das kann sich die Weltreisende schon vorstellen. "Aber ich will auch eine Familie gründen", erklärt sie. "Mal sehen, wie ich mich während des Studiums entwickle."
Die nächste große Reise steht jedenfalls schon fest. Diesmal westwärts: nach Kalifornien und New Mexico. "Zu einer Kollegin meiner Mutter", sagt Aisha Bermel. Allein war sie bisher nur selten unterwegs. "Aber das kommt bestimmt noch."
MOZ: 21.08.2015
Ein Artikel von Simon Rayß
https://www.moz.de/aus-golzow-in-die-weite-welt-48427810.html