Mit ihrem Institut für Tanz, Körpertherapie und Friedensarbeit in Golzow ist Rahmana Dziubany im Barnim wohl eher eine Exotin. In anderen Ländern wird die 48-Jährige wie ein Star gefeiert. Im Sommer reiste sie nach Marokko, wohin sie König Mohammed VI persönlich eingeladen hatte. Doch ihre Zielgruppen sind sehr verschieden.
"Einladung zum König von Marokko." - Als Rahmana Dziubany diese Nachricht in ihrem E-Mail-Posteingang las, dachte Sie im ersten Moment natürlich an sinnlose Werbung. Doch irgendwie ließ sie die Sache nicht los. Wenig später folgte ein Eintrag des Ministers des Königs mit Flug- und Telefonnummer. Rahmana Dziubany trat die Reise an. Sie gehörte zu den 2000 "Friedensarbeitern" weltweit, die König Mohammed VI zu einem Treffen gegen jegliche Form von Fundamentalismus geladen hatte.
Rahmana Dziubany sitzt in ihrem in orientalisch anmutendem, in lila und pink gestrichenen Büro und Gästezimmer im Pfarrhaus von Golzow. Auf einem kunstvollen Silbertischchen dampft eine Kanne heißes Ingwerwasser. Lomond, der Name einer schottischen Stadt, steht an der Tür. Von hier aus managed die 48-Jährige ihr Institut für Tanz und Friedensarbeit. In ihren Workshops möchte sie den Teilnehmern eine ganzheitliche Vernetzung der Sinne ermöglichen. Zum Beispiel über Friedenstänze aus allen Kulturen der Erde. Einfache Tanzschritte zu Gesang. "Ich lade die Menschen darüber ein, mit mir eine Reise zu machen. Die meisten sind davon sehr berührt." Rahmana Dziubanys braune Augen blicken warm. Ihre Arbeit bringt ihr Erfüllung. Oft erzählt sie zur Einführung eine der Mythen dieser Erde, die indianische zum Beispiel, die besagt, dass die Erde durch die Tritte der Tiere entstanden ist. "Die Menschen lieben Geschichten. Geschichten bewirken, dass wir uns öffnen können."
Was sich im ersten Moment abgehoben anhört, erscheint im zweiten gar nicht mehr so wunderlich. Außerdem richtet Rahmana Dziubany - die seit Jahren nur noch unter ihrem Künstlernamen in Erscheinung tritt - das Programm an der Zielgruppe aus. In Deutschland arbeitet sie vor allem mit Jugendämtern, Pädagogen und verschiedenen Landesverbänden des Lebenshilfe e.V. Doch auch nach Indien, Amerika, in die Schweiz, die damalige DDR, nach Polen und Tschechien führte die gebürtige Rheinland-Pfälzerin die Arbeit. Meist reiste sie auf Einladung. "In Warschau 1989 - die Solidarnosc hatte gerade die Wahl gewonnen - hat man mich gefeiert", erinnert sie sich. Ein alter Mann habe sie mit Tränen in den Augen gebeten, zu bleiben. "Wir brauchen Sie doch hier." Wie kommt jemand zu so viel Ehre? Rahmana Dziubany lächelt bescheiden. Sie ist Mitglied des weltweiten Schulungsverbandes "Peace Works", der seinen Hauptsitz in den USA hat. In Deutschland war sie eine der ersten Schulungsbeauftragten des interkulturell und interreligiös arbeitenden Verbandes in Deutschland, was ihr zu Bekanntheit verhalf. "Zudem hatte ich Glück, dass ich mit dem Musikjournalisten Joachim-Ernst Behrendt in Kontakt kam", blickt die 48-Jährige zurück. "Er hat meine Arbeit wesentlich begleitet." Gemeinsam mit dem Redakteur des Süd-West-Funkes entwickelte sie auch ihr Workshop-Programm.
Die Leidenschaft für spirituelle Tänze ergriff Rahmana Dziubany im Alter von 21 Jahren. "Ich sah einen Beitrag im Fernsehen, als ich mich in der Berufsfindungsphase befand." Da war es um die junge Frau geschehen. Sie absolvierte ein mehrjähriges Kurssystem in Europa und Amerika. Eine heilpädagogische Ausbildung schloss sich an.
2002 zog Rahmana Dziubany in das Pfarrhaus von Golzow. Ihre Familie väterlicherseits stammt aus Polen und der ehemaligen DDR. "Hier fühle ich mich meinen Wurzeln näher als in meiner alten Heimat." Sobald wie möglich möchte Rahmana Dziubany das Gebäude kaufen. Schon jetzt werkeln Bauarbeiter in den verschiedenen Themenräumen ihrer "Villa Schnuckelbunt". Jeder soll anders aussehen, sie an wichtige Stationen ihres Lebens erinnern.
Acht bis zehn Veranstaltungen pro Jahr finden in Golzow statt, der Rest außerhalb. Vom 27. bis zum 29. November etwa heißt es dort: "Flieg wie ein Adler" - Tänze Lieder und Mythen der Ureinwohnertraditionen für die pädagogische Praxis in Kita und Schule, sowie Erwachsenenbildung.
MOZ; 19.11.2009
Ein Artikel von mwilde
https://www.moz.de/lokales/eberswalde/tanzend-zu-den-urspruengen-47994430.html